Rondo: Neues Reststoffkraftwerk für die "Energieautonomie Frastanz"

Ausbau des Nahwärmenetzes mit Energieerzeugung im Land

Rondo: Neues Reststoffkraftwerk für die "Energieautonomie Frastanz"
© Rondo Ganahl AG - Papierfabrik
19.07.2022
Quelle:  Firmennews

Im Rahmen der Initiative „Energieautonomie Frastanz“ wird auf dem Betriebsgelände der Rondo Ganahl AG der Bau eines neues Reststoffkraftwerks geplant. Dieses wird sowohl den Bedarf an thermischer Energie der Papier- und Wellpappefabrik decken, als auch Energie in das örtliche Nahwärmenetz einspeisen. Darüber hinaus kann mit einer Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes im südlichen Ortsteil eine Lücke geschlossen werden. Zukünftig werden damit auch andere Wirtschaftsbetriebe wie die Brauerei Frastanz mitversorgt und können bis zu 500 private Haushalte angeschlossen werden. Mit dem Bau des Kraftwerks setzt „Energieautonomie Frastanz“ einen klaren, wichtigen Schritt zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

„Es ist hoch an der Zeit, dass wir unsere Energieversorgung auf neue Beine stellen und damit Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und Kunden übernehmen“, ist Hubert Marte überzeugt und reagiert damit auf die Unsicherheit bei der Gasversorgung – so hat die deutsche Regierung beispielsweise erst vergangene Woche die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Darum werden jetzt durch das Projekt „Energieautonomie Frastanz“ neue Impulse gesetzt und mit dem Bau eines eigenen Kraftwerks die in Vorarlberg vorhandenen Wert- und Reststoffe als wertvolle Energieträger genutzt. Zudem besteht die Chance, das Nahwärmenetz der „Biowärme Frastanz“ im Ort auszubauen. „Energieautonomie Frastanz“ ist eine gemeinsame Initiative des Papier- und Wellpappespezialisten Rondo, der Gemeinde Frastanz, der E-Werke Frastanz und der Brauerei Frastanz. „Es ist ein Gebot der Stunde, nicht länger mit Öl und Gas zu heizen, darum wollen wir Privathaushalten und auch der Wirtschaft eine sinnvolle Alternative bieten“, erklärt Walter Gohm, Bürgermeister der Marktgemeinde Frastanz.

Energie für Papierherstellung

Erreicht wird das unter anderem durch den Bau eines Reststoffkraftwerks auf dem Betriebsgelände von Rondo. Das geplante Kraftwerk soll insbesondere dazu genutzt werden, um die benötigte Prozesswärme für die Papier- und Wellpappefabrik des Unternehmens zukünftig selbst zu erzeugen, denn die Rohpapiererzeugung ist sehr energieintensiv. Die notwendige Wärmeenergie dafür konnte bisher am Standort Frastanz nur mit Gas erreicht werden – und machte Rondo zu Vorarlbergs größtem Erdgasabnehmer. Benötigt werden derzeit jährlich rund 14 Millionen Normkubikmeter Gas bzw. 150 GWh an thermischer Energie, was dem Jahresbedarf von zirka 10.000 Haushalten entspricht. „Das neue Reststoffkraftwerk ist für uns ein großer und notwendiger Schritt raus aus fossilem Erdgas“, zeigt sich Hubert Marte, Vorstandsvorsitzender der Rondo Ganahl AG, optimistisch und führt aus: „Wir haben hier die große Chance, unsere Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen und unabhängig von offenbar unkontrollierbaren, ausländischen Lieferanten zu werden. Mit voraussichtlich 70 Millionen Euro ist das auch für uns eine große Investition. Aber auf lange Sicht stärkt dieses Kraftwerk unseren Standort als Firmenhauptsitz und wir sichern damit die Arbeitsplätze für unsere rund 400 Mitarbeitenden vor Ort.“

Versorgung von Brauerei und Betrieben

Neben der Papierfabrik sollen aber auch weitere Betriebe Wärmeenergie aus dem Kraftwerk beziehen können. Allen voran die Brauerei Frastanz als direkter Nachbar und ebenfalls Partner von „Energieautonomie Frastanz“, die ihren derzeitigen Bedarf von fünf GWh pro Jahr damit decken kann. „Auch beim Bierbrauen haben wir energieintensive Prozesse. Wir begrüßen daher den Ausbau des Netzes und die Eigenversorgung mit Wärmeenergie, um die aktuell kaum noch kalkulierbaren und stark steigenden Energiepreise besser in den Griff zu bekommen“, so Kurt Michelini, Geschäftsführer der Brauerei Frastanz.

Erreichen der Klimaziele

Bis zu 500 private Haushalte könnten darüber hinaus profitieren, wenn das Kraftwerk in das Frastanzer Nahwärmenetz eingegliedert wird. Rainer Hartmann, Geschäftsführender Gesellschafter der E-Werke Frastanz GmbH, erklärt: „Als Eigentümerin und Betreiberin der Biowärme Frastanz samt Nahwärmenetz möchten wir unser Angebot laufend verbessern und möglichst viele weitere Objekte und Haushalte anschließen. Genau das könnten wir mit dem Projekt ‚Energieautonomie Frastanz‘. Wir leisten so einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz in unserer Gemeinde.“ Mit dem neuen Reststoffkraftwerk besteht die große Chance, auch den bisher von der Biowärme Frastanz noch nicht erfassten, südlichen Ortsteil der Gemeinde zu erschließen. Das bestehende Biomasse-Heizwerk versorgt jetzt schon knapp 80 Abnehmer – darunter die Marktgemeinde, die Pfarre, Unternehmen und zahlreiche private Haushalte. In Verbindung mit dem neuen Kraftwerk kann die Ausfallsicherheit des gesamten Systems erhöht und die Auslastung optimiert werden. Frastanz steuert durch diesen Ausbau auch einen wichtigen Schritt in Richtung der von der EU festgelegten Klimaziele, die eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent – genannt „Fit für 55“ – anstreben.

Modernes Kraftwerk

Das Reststoffkraftwerk wird – wie der Name schon sagt – mit Reststoffen betrieben. Insgesamt 35.000 Tonnen können pro Jahr in Energie umgewandelt werden. Dafür werden zum einen eigene Reste aus der Papierherstellung von Rondo verwendet, zum anderen bekommen auch regionale Entsorgungsspezialisten eine neue Möglichkeit, ihre gesammelten Wert- und Reststoffe direkt in Vorarlberg zu verwerten. Denn jährlich fallen in Vorarlberg ca. 100.000 Tonnen derartiger Reststoffe an, die bisher im benachbarten Ausland energetisch verarbeitet werden. Mit dem neuen Kraftwerk können LKW-Fahrten dorthin reduziert, und das vorhandene Material direkt im Land zu Energieträgern für die heimische Wirtschaft und Bevölkerung werden. Das Kraftwerk in Frastanz wird auf dem aktuellsten Stand der Technik ausgeführt, um die maximale Qualität der gesamten Anlage und Filtersysteme zur Vermeidung von Emissionen zu bieten. Als Standort wurde eine bisher als Parkplatz genutzte Fläche auf dem Gelände von Rondo festgelegt. In der Planung wird darauf geachtet, dass sich das neue Gebäude nahtlos in die Kubatur der bisherigen Gebäude eingliedert und ins Ortsbild einfügt. Nach derzeitigem Planungstand kann von einer Umsetzung bis zum Jahr 2025 ausgegangen werden.

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