Das französische Libelle: Skandalöse Behauptungen über Prominente
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Ein Libelle ist hier kein Insekt, sondern ein kleines Buch mit satirischem, beleidigendem oder verleumderischem Charakter. Ursprünglich bezeichnete der Begriff lediglich ein kurzes Schriftstück ohne negative Konnotation. Doch mit der Zeit entwickelte sich die Bedeutung hin zu einer skandalösen, oft anonymen Anklage- und Schmähschrift.

Merkmale und Inhalte des Libelle
Libelles waren meist in Prosa verfasst, konnten aber auch in Versform auftreten. Sie enthielten diffamierende, verleumderische Behauptungen über bestimmte Personen oder Institutionen. Dabei wurden die Ziele namentlich genannt, während die Autoren anonym blieben oder Pseudonyme verwendeten.
Inhaltlich drehten sich die Libelles oft um die angeblichen sexuellen Ausschweifungen prominenter Persönlichkeiten. Auch politische Anschuldigungen und Skandale waren beliebte Themen. Die kleinen Bücher stellten ihre Opfer als pervers, unmoralisch und korrupt dar.
Bekannte Opfer der Libelle
Besonders die französischen Könige und ihre Mätressen waren im 18. Jahrhundert häufig Zielscheibe des Libelle. Über Ludwig XV. und Madame du Barry kursierten "Geheime Anekdoten". Auch Marie Antoinette wurde nach ihrer Thronbesteigung mit einer Flut an pornografischen Pamphleten überzogen. Man unterstellte ihr zahlreiche Affären und bezichtigte sie der Verschwendungssucht und Unmoral.
Andere Prominente wie Voltaire wurden ebenfalls von den Machwerken der Libellisten verfolgt. Manche wehrten sich auf gleiche Weise und verfassten ihrerseits Schmähschriften gegen ihre Feinde.
Verkauf und rechtliche Lage
Libelles wurden heimlich gedruckt und unter der Hand weitergegeben und verkauft. In Versailles gab es ein regelrechtes Netzwerk von Buchhändlern, die heimlich Lager mit den skandalösen Heften unterhielten.
Offiziell waren Libelles verboten und sowohl Autoren als auch Drucker und Verkäufer konnten hart bestraft werden, bis hin zur Todesstrafe. Dennoch florierten Herstellung und Verbreitung, da die Nachfrage groß war. Viele wollten die pikanten Enthüllungen über Adel und Klerus lesen.
Ende der Libelles
Nach der Französischen Revolution verloren die Libelle allmählich an Bedeutung. Mit dem Aufkommen der Zeitungen verlagerte sich die Berichterstattung über Skandale in die Presse. Die Schmähschriften entwickelten sich zum politischen Pamphlet weiter.
Zusammenfassend waren die französischen Libelle Vorläufer der heutigen Skandal-Berichterstattung in Boulevardmedien. Sie befriedigten die Sensationsgier der Leser mit zweifelhaften Enthüllungen über das Privatleben der Prominenz. Auch wenn die Inhalte höchst fragwürdig waren, markieren sie einen Schritt in der Entwicklung zur Presse- und Meinungsfreiheit.