Ketzermitra - Symbol der Demütigung während der spanischen Inquisition
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Während der Zeit der spanischen Inquisition wurden zahlreiche Menschen der Ketzerei beschuldigt und öffentlich gedemütigt. Ein Instrument dieser Erniedrigung war die sogenannte Ketzermitra, auch Schandmitra genannt.
Was war die Ketzermitra?
Die Ketzermitra, auf Spanisch "Coroza" genannt, war eine hohe, kegelförmige Kopfbedeckung aus Papier oder Pappe. Sie ähnelte einer überdimensionalen Bischofsmütze (Mitra), hatte aber eine entstellte Form. Die Mitra war meist mit Flammen, Teufeln und anderen dämonischen Symbolen bemalt und trug häufig die Aufschrift "Hereje" (Ketzer).
Die Ketzermitra erfüllte zwei wesentliche Zwecke:
1. Sie kennzeichnete den Träger öffentlich als verurteilten Ketzer und stellte ihn an den Pranger. Jeder konnte sofort erkennen, dass diese Person von der Inquisition für schuldig befunden wurde.
2. Die groteske Form und die Bemalung mit Höllenqualen sollten den Träger verhöhnen, demütigen und bestrafen. Die Mitra symbolisierte das Schicksal, das dem Ketzer angeblich im Jenseits drohte.
Eine Ketzermitra zu tragen war eine zusätzliche Erniedrigung und seelische Folter für die ohnehin schon gequälten und gefolterten Beschuldigten. Die bizarre Kopfbedeckung verstärkte ihr Leiden und ihre öffentliche Bloßstellung.
Zu den Opfern zählten:
- Personen, denen religiöse Vergehen wie Häresie, Blasphemie oder Hexerei vorgeworfen wurden
- Andersgläubige wie Muslime (Mauren) und Juden, die zwangsweise zum Christentum konvertiert wurden, aber heimlich noch ihren Glauben ausübten
- Freidenker, Wissenschaftler und kritische Geister, die von der Kirche als Bedrohung angesehen wurden
Wer von den Inquisitoren als Ketzer eingestuft wurde, musste mit Folter, Kerker oder sogar dem Tode rechnen. Die Ketzermitra war ein sichtbares Zeichen ihres "Verbrechens" gegen den Glauben. Sie wurden damit an den Pranger gestellt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Nicht selten wurden Verurteilte mit aufgesetzter Ketzermitra auf einem Esel durch die Straßen geführt und dem Spott der Menge ausgesetzt.
Die Ketzermitra beim Auto-da-fé
Die Ketzermitra kam auch bei den Autos-da-fé (port. "Akt des Glaubens"), den öffentlichen Urteilsverkündungen und Hinrichtungen der Inquisition zum Einsatz. Diese Schauprozesse waren Massenveranstaltungen, die auf großen Plätzen unter Beteiligung von weltlichen und geistlichen Würdenträgern und einer johlenden Volksmenge zelebriert wurden.
Die Ketzermitra war somit ein zentrales Requisit bei den grausamen Inszenierungen des Glaubenseifers während der Spanischen Inquisition. Für ihre Träger war sie Zeichen der Schande, Stigmatisierung und des nahenden Todes. Für die Zuschauer waren die bizarren Hüte Grund für Spott und Verachtung und zugleich abschreckendes Beispiel, was Ketzern und Abweichlern blühte.