Interview mit Manfred Schacht, in der Heise-Gruppe zuständig für die Bereiche Einkauf und Produktion
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Manfred Schacht ist in der Heise Gruppe, dem Mutterkonzern des Birkner Verlags, für die Bereiche Einkauf und Produktion zuständig und steht daher in ständigem Kontakt mit Druckereien. Er ist somit auch ein kompetenter Ansprechpartner zu Themen, die die Papierproduktion, die aktuelle Papierknappheit und die Zukunft der Printprodukte betreffen.
BIRKNER: Herr Schacht, wieviel Papier verbraucht die Heise Gruppe im Jahr?
Manfred Schacht: Der jährliche Papierverbrauch der Heise Gruppe beläuft sich auf ca. 7.500 Tonnen.
BIRKNER: Was sagen Sie zu denen, die behaupten, Print sei tot?
Manfred Schacht: Diese Aussage ist mir zu pauschal und entspricht auch nicht unseren Erfahrungen. Richtig ist, dass es in den letzten Jahren zu einer Reduzierung der Printprodukte im Wettbewerb mit den digitalen Medien gekommen ist, es pendelt sich gewissermaßen ein neues Gleichgewicht ein. Aus dem Bereich der Werbung ist der Printbereich immer noch nicht wegzudenken, weil hier Kommunikationsziele erfüllt werden, die man allein mit der digitalen Werbung nicht erreichen kann. In diesem Zusammenhang sind auch die eBooks zu erwähnen, die, entgegen anderslautender Vorhersagen, noch lange nicht das gedruckte Buch abgelöst haben.
BIRKNER: Worauf legen Sie bei der Wahl Ihrer Papierlieferanten besonderen Wert?
Manfred Schacht: Von unseren Lieferanten erwarte ich, dass sie gute Qualität liefern, zuverlässig sind und dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
BIRKNER: Kennen Sie einen Witz, in dem Papier vorkommt?
Manfred Schacht: Die Schule brennt. Der Lehrer erwischt zwei Kinder dabei, wie sie Papier ins Feuer werfen und ruft entsetzt: „Was macht ihr denn da?“ Die Kinder antworten: „Wir wollen nur helfen, das ist Löschpapier!“
BIRKNER: Papier als Rohstoff war 2021 knapp. Wie hat sich das bei Heise geäußert?
Manfred Schacht: Die Papierknappheit hat 2021 dazu geführt, dass sich der Aufwand für die Papierbeschaffung verdreifacht hat. Es galt und gilt immer noch, plötzliche Lieferausfälle aufgrund fehlender Rohstoffe - Holz, Zellstoff, Altpapier etc. - auszugleichen. Preissteigerungen um bis zu 100 % waren das Ergebnis. Wir hatten 2021 allerdings überwiegend Jahresverträge mit fixen Konditionen, an die sich die Lieferanten auch weitgehend gehalten haben.
BIRKNER: Was ist für Sie gutes Papier?
Manfred Schacht: Hier sind verschiedene Faktoren zu beachten, auch abhängig davon, wofür genau das Papier verwendet wird. Generell kann man aber sagen, dass der Weißgrad, die Oberflächenglätte sowie eine gute, störungsfreie Bedruckbarkeit die wichtigsten Kriterien bei der Bewertung der Papierqualität sind.
BIRKNER: Wie geht die Branche damit um, dass die Papierpreise momentan so exorbitant in die Höhe schießen?
Manfred Schacht: In sämtlichen Verlagen ist man dazu übergegangen, den Papierbedarf zu reduzieren, indem man z.B. die Inhalte, die Seitenzahlen oder die Formate reduziert.
BIRKNER: Welche konkreten Veränderungen bemerken Sie in diesem Zusammenhang in der Heise Gruppe?
Manfred Schacht: Wir zählten mit zu den ersten Verlagen, die Konzepte mit den oben beschriebenen Maßnahmen erstellt haben.
BIRKNER: Sind die Auflagenstärken bei den Telefonbüchern (TB), den Örtlichen (ÖTB) und den Gelben Seiten (GS) wegen der gestiegenen Papierpreise schon nach unten korrigiert worden?
Manfred Schacht: Nur in Teilen, da wir bereits in den Vorjahren aus Kostengründen Auflagen auf den tatsächlichen Bedarf angepasst haben. Wir haben uns daher darauf konzentriert, Mehrwert-Inhalte zu streichen, um den Seitenumfang zu reduzieren.
BIRKNER: Wirken sich die gestiegenen Papierpreise auch auf die Ausliefertermine der Druckereien aus, weil die Papiervorräte in den Lagerbeständen zur Neige gehen?
Manfred Schacht: Die Ursachen für Lieferprobleme liegen hier nicht so sehr in den gestiegenen Papierpreisen, sondern vielmehr in Maschinenstilllegungen und in der Rohstoffknappheit.
BIRKNER: Verraten Sie unseren Lesern und Leserinnen einen Geheimtipp, wie man in Zeiten der Papierknappheit an hochwertiges Papier kommt?
Manfred Schacht: Aktuell helfen nur gute, langjährige Geschäftsbeziehungen zu mehreren breit aufgestellten Papierlieferanten. Neukunden werden von den Papierlieferanten derzeit kaum aufgenommen bzw. beliefert.
BIRKNER: Ist Papier bzw. sind Papierprodukte in Zeiten von „Fridas for Future“ und Ressourcenknappheit überhaupt noch ein zeitgemäßes Medium?
Manfred Schacht: Hier plädiere ich für eine differenziertere Sichtweise. Jedes aktuelle Medium hat je nach Verwendungszweck seine Daseinsberechtigung und das betrifft sowohl digitale als auch analoge Medien. Die Zeiten großer Papierverschwendung sind ohnehin vorbei, der Papierbedarf hat sich allein in Europa in den letzten 10 Jahren mehr als halbiert. Bei dem Holz, das zur Produktion von Frischfaserpapieren verwendet wird, handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff mit Nettozuwachs in Europa. Die digitale Kommunikation löst in vielen Fällen das Papier ab. Das hat viele Prozessvorteile und macht innovativ betrachtet Sinn.
Allerdings stellt sich hier die Frage, ob die vielen riesigen Rechenzentren wirklich ökologischer als Papier sind, besonders, wenn man sich vor Augen führt, welch enormer Energiebedarf dadurch entsteht. In diesem Zusammenhang muss man sich auch vergegenwärtigen, dass viele umweltschädliche Produkte, wie z.B. Kunststoffe, zur Herstellung der IT-Technik verwendet werden, die ja auch irgendwann mal wieder entsorgt werden müssen.