GemPSI: Deutsche Papiersackindustrie hält den Kurs

Die deutsche Papiersackindustrie schloss das Jahr 2022 auf ähnlichem Niveau wie das Vorjahr ab. Das Jahr war geprägt von einer teilweise angespannten Rohmaterialversorgung und damit einhergehenden Kostensteigerungen sowie hohen Krankenständen bei den Papiersackherstellern. Dennoch bewerten die Mitglieder der Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI) ihre Geschäftslage in 2022 als gut.

Das Jahr 2022: Angespannte Rohmaterialversorgung bewirkte Kostensteigerungen
© Chokniti Khongchum auf Pexels. Der Papiersack bietet optimalen Schutz für Chemikalien
19.09.2023
Quelle:  Firmennews

Im ersten Quartal 2023 haben sich die Lieferzeiten für die meisten Roh- und Hilfsstoffe normalisiert. Jedoch gehen die GemPSI-Mitglieder von bevorstehenden Schwankungen aus. Das ergab die Umfrage zum diesjährigen Branchenbarometer. Im Fokus der Ausgabe steht der Markt für chemische Produkte, der durch steigende Anforderungen seitens der Kunden sowie Regulationen und Kennzeichnungspflichten zunehmend komplexer wird.

Die deutsche Papiersackindustrie lieferte im Jahr 2022 rund 845 Millionen Papiersäcke aus. Damit nimmt sie im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Das größte Wachstum verzeichneten die Marktsegmente Mineralien (+19,5 Prozent), Milchpulver (+14,6 Prozent) und Diverses (+16 Prozent. Auch die Marktsegmente Nahrungsmittel ohne Milchpulver (+9,4 Prozent) und Saatgut (+8 Prozent) verzeichneten Zuwächse. Leicht rückläufige Absatzzahlen gab es in den Bereichen Baustoffe (-5,8 Prozent) und Chemikalien (-1,8 Prozent). Mit ihrer Geschäftslage in 2022 zeigten sich die GemPSI-Mitglieder mit einem Wert von 2,2 durchweg zufrieden. „Unsere Strategie, vorausschauend zu planen und enge Absprachen mit unseren Kunden zu treffen, hat sich erneut bewährt“, erklärt Alfred Rockenfeller, Vorsitzender der GemPSI. „So konnten wir unsere Kunden größtenteils bedarfs- und fristgerecht versorgen und das Jahr 2022 durchaus zufriedenstellend abschließen."

Rückblick auf ein herausforderndes Jahr

Eine teilweise schlechte Rohmaterialversorgung sowie eine damit einhergehende Steigerung der Kosten aller in der Papiersackproduktion wesentlichen Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe, insbesondere von Papier und Kunststoff, stellte die deutsche Papiersackindustrie auch im Jahr 2022 vor Herausforderungen. Mit Beginn des Ukrainekriegs spitzte sich die Lage auf den Rohstoffmärkten weiter zu. Die Lieferketten wurden noch unsicherer, Lieferzeiten verlängerten sich, und die Sanktionen verknappten die Verfügbarkeit von Sackkraftpapieren in Europa und den USA. Hinzu kamen Pandemiebedingte hohe Krankenstände in den Betrieben der deutschen Papiersackhersteller, die für zahlreiche Schichtausfälle in der ersten Jahreshälfte sorgten. „Glücklicherweise konnten wir kurzzeitige Unterbrechungen der Lieferketten sowie den Personalmangel gut auffangen“, berichtet Rockenfeller.

Recyclingfähigkeit und CO2-Emissionen bleiben wichtig

2022 setzte sich nach Angaben der GemPSI-Mitglieder der Trend zu Verpackungen mit hoher Recyclingfähigkeit und geringem CO2-Fußabdruck fort. Dabei rückten die Emissionen der gesamten Lieferkette stärker in den Fokus (Scope 1-3). Ein durchschnittlicher europäischer Papiersack hat bereits einen geringen CO2-Fußabdruck von 85 g CO2e. Pilotprojekte mit abfüllenden Unternehmen konnte der Wechsel von einer weißen zur braunen Außenlage zu einer nochmals verbesserten CO2-Bilanz pro Sack führen. Darüber hinaus hat sich in Deutschland das durch die GemPSI gegründete Rücknahmesystem REPASACK etabliert. Darüber werden jährlich 25.000 Tonnen Papiersäcke recycelt.

Turbulenzen im laufenden Geschäftsjahr erwartet

Im ersten Quartal von 2023 beschränkten sich Kostensteigerungen laut Angaben der GemPSI-Mitglieder in erster Linie auf die Energie-, Fracht- und Personalkosten. Die Preise für Kunststofffolien, Klebstoffe und Farben blieben auf hohem Niveau. Die Lieferzeiten für Roh- und Hilfsstoffe haben sich weitestgehend normalisiert, so dass eine grundsätzlich gute Versorgungslage gemeldet wurde. Nach Meinung der GemPSI-Mitglieder können der anhaltende Fahrermangel und die politische Situation jedoch zu weiteren Ausfällen in der Lieferkette führen. Sie empfehlen ihren Kunden daher, einen ausreichenden Sicherheitsbestand beizubehalten. Trotz der weiterhin unsicheren Umstände beurteilen die GemPSI-Mitglieder ihre Geschäftsaussichten für 2023 als befriedigend mit einem Wert von 3,3 Punkten. Sie sehen sich gut (2,3 Punkte) im Markt positioniert. Dies begründen sie mit kontinuierlichen Neuentwicklungen und einem ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Nachhaltigkeit. Mit einer vorausschauenden Bedarfsplanung, langfristigen Zusammenarbeit mit Lieferanten, Gesamtkosteneinsparungen und Innovationskraft wollen sie ihren Kunden einen Mehrwert bieten.

Im Fokus: Papiersäcke für chemische Produkte

Papiersäcke für chemische Stoffe sind das zweitgrößte Marktsegment der deutschen Papiersackindustrie und machen rund 17 Prozent des gesamten deutschen Markts aus. 2022 wurden insgesamt 141 Millionen Säcke ausgeliefert, 1,8 Prozent weniger als in 2021, aber rund 10 Prozent über 2020. Aufgrund des Marktanteils und der hohen qualitativen Anforderungen nimmt das Segment einen wichtigen Stellenwert für die GemPSI-Mitglieder ein. Ihre Kunden der chemischen Industrie legen bei der Verpackungswahl besonderen Wert auf Staubfreiheit (1,6 Punkte), Dichtigkeit (1,6 Punkte) und Feuchtigkeitsschutz (1,8 Punkte).

Aktuelle Situation im Markt für chemische Produkte

Aufgrund von Rekordliefermengen zum Jahresende 2022, rechneten die GemPSI-Mitglieder im ersten und zweiten Quartal 2023 mit einer rückläufigen Auftragslage. Die tatsächliche Liefersituation fiel jedoch besser aus als erwartet. Die Branchenexperten gehen davon aus, dass sich die anhaltend schwierige Lage der chemischen Industrie nicht in der Papiersackindustrie bemerkbar machen wird. Sie empfehlen den Chemieproduzenten, ihre Sicherheitsbestände stetig zu überprüfen, um Veränderungen in den Lieferzeiten kontrollieren zu können.

Entwicklungen im Chemikalienmarkt

Als übergreifenden Trend im Chemikalienmarkt für die nächsten fünf bis zehn Jahre nennen die GemPSI-Mitglieder eine zunehmende Automatisierung. Zudem nehmen sie an, dass die Nachhaltigkeitsziele der chemischen Industrie wie CO2-Reduktionen, Zero Waste und Kreislaufwirtschaft viele neue Entwicklungen vorantreiben werden. Darüber hinaus erwarten sie einen kontinuierlichen Anstieg der technischen, hygienischen sowie weiteren regulatorischen Anforderungen für die Verpackung chemischer Produkte. Diese werden sowohl nationale als auch EU-weite sowie verpackungs- und umweltspezifische Gesetzgebungen betreffen, wie zum Beispiel die CLP-Verordnung zur Kennzeichnung von Chemikalien. „Schon heute ist der Papiersack eine leistungsstarke und gleichzeitig nachhaltige und recyclingfähige Verpackung mit einem geringen CO2-Fußabdruck“, so Rockenfeller. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die steigenden qualitativen und regulatorischen Anforderungen erfüllen können. Dafür arbeiten wir kontinuierlich an Verbesserungen unserer Verpackungslösungen.“

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