EUROSAC-Kongress 2023: von der Natur zur Natur

Mehr als 130 Delegierte trafen sich auf dem diesjährigen EUROSAC-Kongress vom 4. bis 6. Mai in Verona, Italien. Im Mittelpunkt standen der Wissenstransfer und die Vernetzung.

Jury-Präsident, Gewinner und EUROSAC-Präsident bei der Preisverleihung
© EUROSAC. V.l.n.r.: Jury Präsident Herbert Rode, Silber Award Gewinner Wilhelm Dyckerhoff von dy-pack und EUROSAC-Präsident Olivier Tassel bei der Preisverleihung
08.06.2023
Quelle:  Firmennews

Unter dem Motto „Papiersäcke: von der Natur zur Natur" diskutierten die Anwesenden über die jüngsten Verpackungsvorschriften der EU sowie verschiedene Ansätze für Recycling und Faserrückgewinnung. Den krönenden Abschluss bildete die Verleihung des EUROSAC Grand Prix Award an die vielversprechendsten Innovationen der Branche. Saccarta erhielt den Grand Prix Award in Gold für seine Innovation Window Valve Bag. dydry von dy-pack wurde mit dem Silber Award ausgezeichnet. Die Verpackungslösungen Performance White Barrier von Billerud und EcoLayer von Klabin überzeugten die Jury als Gewinner des Bronze Awards. Der Beitrag Next von Alier wurde mit dem Industry Special Award besonders gewürdigt. Das Publikum überzeugte vor allem die Papiersacklösung Protector Bag ExpandForm von Mondi. Sie erhielt den Public Choice Award.

Die europäische Papiersackindustrie bündelt zunehmend ihre Kräfte. So konnte EUROSAC beim diesjährigen Kongress fünf neue Mitglieder willkommen heißen. „Auch wenn wir gerade eine schwierige Zeit durchleben, ist unsere Branche gut aufgestellt“, so EUROSAC-Präsident Olivier Tassel in seiner Eröffnungsrede. Er verwies damit auf die angespannte Wirtschaftslage und die geringe Nachfrage für Papiersäcke. „Es gibt Herausforderungen – und es gibt Chancen. Ich bin davon überzeugt, dass wir aus den heutigen Vorträgen und Diskussionen viele wertvolle Erkenntnisse ziehen werden, um die Vorteile von Papiersäcken zu nutzen und so diese Chancen zu ergreifen.“ Herausforderungen gab es 2022 einige: unterbrochene Lieferketten, explodierende Energiekosten und Engpässe durch den Krieg in der Ukraine. Dennoch entwickelte sich die europäische Papiersackbranche mit insgesamt rund 6,2 Milliarden Papiersäcken auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Im Vergleich zu 2021 wurden nur geringfügig weniger Papiersäcke (–2,6 %) ausgeliefert. Diese Abweichung ist hauptsächlich auf den Bausektor zurückzuführen, der einen Marktanteil von 60 % hat und sinkende Abnahmezahlen verzeichnete: –7,2 % bei den Papiersäcken für Zement und –4,6 % bei den Baumaterialien. Auch bei chemischen Produkten (–4,3 %) und Milchpulver (–1,5 %) waren die Zahlen rückläufig. Bei Lebensmitteln außer Milchpulver (+9,1 %), Tierfutter (+4,1 %) und Rohstoffen (+1,7 %) gab es Zuwächse. Die rückläufige Tendenz hält nach wie vor an. Dies spiegelt sich in einem Rückgang der Abnahmezahlen bei Papiersäcken von –12 % im ersten Quartal 2023 wider.

Fortschritte beim Erreichen der Ziele der EU-Gesetzgebung für Verpackungen

Vom European Green Deal über verschiedene umweltpolitische Maßnahmen bis hin zur Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle – die Teilnehmer befassten sich eingehend mit den neuesten Entwicklungen der sich schnell verändernden EU-Gesetzgebung, die sich auf den Papiersacksektor auswirken. „2030 muss die Nachhaltigkeit von Papiersäcken nachgewiesen werden“, erklärte Krassimira Kazashka von CITPA. „Die Papier- und Kartonverpackungsindustrie ist klug, innovativ und fähig, sich diesen Herausforderungen zu stellen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“ Auf der Tagesordnung stand ebenfalls ein Bericht über die jüngsten Kommunikations- und Forschungsaktivitäten der Branche, die zum Erreichen dieser ambitionierten Ziele beitragen. Gemäß dem Kongressmotto „von der Natur zur Natur“ wurde ein besonderer Fokus auf Initiativen und Unternehmen gelegt, die die Kreislaufwirtschaft mit industriellen Papiersäcken unterstützen und fördern. Die Vorstellung einer bahnbrechenden Abfallverwertungstechnologie aus den USA zeigte eine inspirierende Lösung für die Rückgewinnung von Fasern und die Förderung der Kreislaufwirtschaft auf. Beispiele für unterschiedliche Ansätze in der EU für die Sammlung, Aufbereitung und das Recycling von Papiersäcken wurden aus Frankreich und Italien vorgestellt. Das französische Modell setzt auf die erweiterte Herstellerverantwortung, um ein Finanzierungssystem für das Recycling zu schaffen. Kernstück des italienischen Modells ist die Zusammenarbeit mit allen wichtigen Akteuren entlang der Lieferkette für Papiersäcke. Gemeinsam initiierten sie ein Projekt zur Sammlung, Trennung und Wiederverwertung von Papiersäcken aus dem Baustoffsektor.

Vielversprechende Innovationen beim EUROSAC Grand Prix Award 2023

Der Innovationsgeist unter den Mitgliedsunternehmen von EUROSAC ist hoch: Für den prestigeträchtigen Grand Prix Award gab es eine überwältigende Beteiligung von elf Beiträgen aus sechs Unternehmen. Mit dem Preis werden Innovationen gewürdigt, die den größten Mehrwert für die Kunden der Branche und die Umwelt bringen. „Es war nicht einfach, einen Gewinner aus diesen so unterschiedlichen Beiträgen auszuwählen. Sie alle zeigen, dass sich unsere Branche auf hohem Niveau weiterentwickelt, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Anforderungen des Gesetzgebers, sondern auch auf die Bedürfnisse des Marktes“, so Jurypräsident Herbert Rode. Der Grand Prix Award in Gold ging an Saccarta für die Produktinnovation Window Valve Bag. „Die Lösung hat einen hohen Praxisbezug und bietet viele Vorteile für den Endverbraucher und die Umwelt. Darüber hinaus kann sie für eine Vielzahl von Produkten aus unterschiedlichen Segmenten eingesetzt werden“, erklärt Rode die Entscheidung der Jury.

Die Gewinner des Grand Prix Awards 2023

Die Verpackungslösung Window Valve Bag ist eine logische Weiterentwicklung des erfolgreichen offenen Papiersacks mit Sichtfenster. Ein Fenster in der Papiersackkonstruktion ermöglicht es dem Endverbraucher, das Produkt im Inneren zu sehen. Der Sack ist eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Plastikventilsäcken. Laut Saccarta bietet er eine 80-prozentige Reduzierung der Umweltbelastung im Vergleich zu Plastiksäcken sowie geringere Recyclingkosten. Aufgrund der Luftdurchlässigkeit wird das Risiko von Verunreinigungen minimiert. Die Kunden profitieren außerdem von einer höheren Abfüllgeschwindigkeit, einer einfacheren Palettierung und einer besseren Bedruckbarkeit.

Der Grand Prix Award in Silber ging an dy-pack für das Produkt dydry. Diese Verpackungslösung für Pflanzgranulate besteht fast vollständig aus Papier und kann Feuchtigkeit im Inneren halten, während der Sack von außen trocken bleibt. Der Feuchtigkeitsgehalt des Produkts bleibt dadurch erhalten. Der Sack hat eine herausragende CO2-Bilanz und ist laut dy-pack recyclingfähig. Er kann mit bestehenden Verpackungsmaschinen befüllt werden. Die Konstruktion ist zudem wasserdicht.

Den Grand Prix Award in Bronze teilen sich zwei Produktentwicklungen, die sich der Herausforderung stellen, fossile Kunststoffe durch erneuerbare Lösungen auf Papierbasis zu ersetzen: Performance White Barrier von Billerud und EcoLayer von Klabin.

Das Sackpapier mit beschichteter Barriere Performance White Barrier ersetzt geschlitzte und perforierte Folien, die als Feuchtigkeitsschutz in Papiersäcken verwendet werden. Es kann problemlos in die bestehende Lieferkette integriert werden, ohne dass Änderungen an den Produktionsanlagen erforderlich sind. Die Hersteller erhalten einen staubfreien und vollständig recycelbaren Sack. Dabei ergibt sich eine Verringerung des Kunststoffanteils, des fossilen Anteils und der CO2-Emissionen (30 % laut einer Lebenszyklusanalyse von Billerud).

EcoLayer ist eine nachhaltige Papiersacklösung mit einer doppelten Barriere aus unterschiedlichen Harzpapierschichten, die für den Düngemittelmarkt entwickelt wurde. Der doppelte Schutz sorgt dafür, dass das verpackte Produkt keine Feuchtigkeit aufnimmt. Das Harzpapier ist nach Angaben von Klabin recycel- und wiederverwertbar, ohne dass bei dem Prozess Rückstände entstehen. Die Lösung reduziert die Verwendung von Kunststofffolien auf fossiler Basis und die Kosten für das Recycling von Verpackungen nach dem Verbrauch.

Eine besondere Ehrung in Form des Industry Special Awards ging an Next von Alier. Das Unternehmen stellte ein zu 100 % recyceltes, halbdehnbares Papier für Säcke vor, das vollständig aus Altpapier und -kartons, einschließlich Getränkeverpackungen, hergestellt wird. Auf diese Weise werden Abfälle und Treibhausgasemissionen reduziert, und das Material kann erneut verwendet werden. Es ist außerdem widerstandsfähig und reißfest, kann für unterschiedliche Produkte angepasst werden und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen an nachhaltige Verpackungslösungen.

Der Favorit des Publikums war Mondis Protector Bag ExpandForm. Diese Verpackungslösung wurde mit dem Public Choice Award ausgezeichnet. Der Papiersack ist erweiterbar und eignet sich somit für das sichere Verpacken von Matratzen, Bettwaren und Polstern. Er ersetzt die aktuellen Kunststoffverpackungen, ist dabei aber flexibel und recycelbar. Die Lösung kann individuell angepasst und auf unterschiedliche Größen erweitert werden. Hergestellt wird der Sack aus dem Kraftpapier von Mondi, das aus nachhaltiger Beschaffung stammt und recycelt werden kann, wodurch die Kreislaufwirtschaft unterstützt wird. Außerdem ist er bedruckbar, durchstoßfest und luftdurchlässig.

Weitere Neuigkeiten aus der Branche

Zu den weiteren Beiträgen beim Grand Prix Award gehörte Fabrik von Alier. Hierbei handelt es sich um ein reißfestes, zu 100 % recyceltes Papier, das aus einer besonderen Mischung aus Textilabfällen und gebrauchten Getränkekartons hergestellt wird. In erster Linie wird es für Einkaufstaschen verwendet. Die Verwendbarkeit für andere Märkte sowie für den elektronischen Handel, die Fast-Food-Branche und die Sackpapierproduktion wird derzeit getestet.

Klabin stellte beim EUROSAC Grand Prix auch eine Lösung für E-Commerce und Lieferungen vor: den Antiviral e-BAG. Die Papierverpackung enthält einen antiviralen Wirkstoff auf organischer Basis, dessen Wirksamkeit bei der Inaktivierung und Beseitigung viralen genetischen Materials erwiesen ist. Gleichzeitig bleiben die Recyclingfähigkeit und die biologische Abbaubarkeit des Papiers erhalten.

Die Verpackungslösung Carry EukaBAG von Klabin besteht aus einem neuartigen Papier auf Basis von Eukalyptusfasern mit hoher mechanischer Festigkeit. Dieser nachhaltige Papiersack ist für schwere Produkte geeignet. Er kann ohne Abfüllmaschine einfach über die Sacköffnung befüllt werden. Ein zusätzliches Papier verschließt das offene Ende und verhindert ein Auslaufen des verpackten Produkts. Dank des Griffs ist auch die ergonomische Handhabung des Sacks gewährleistet.

Mit Circularity for used paper bags startet Mondi gemeinsam mit anderen Partnern ein erfolgreiches Pilotprojekt zur Sammlung und Wiederverwertung von gebrauchten Papiersäcken aus dem Bausektor. An dem Kreislaufmodell sind Kunden, Bauunternehmen, spezialisierte Entsorger und Recycler beteiligt. Es wird in Spanien und Österreich umgesetzt und kann leicht auf andere EU-Länder und Branchen ausgeweitet werden.

Das Customer Oriented Bags Standardisation Tool (COBST) ist eine digitale Anwendung von Mondi. Damit können Kunden ihr Portfolio entsprechend ihren Bedürfnissen standardisieren, indem sie Machbarkeitstests durchführen und die ideale Konfiguration der Paletten berechnen. Der gesamte Ablauf ist schnell, einfach und intuitiv. So entsteht ein weniger komplexes Portfolio, das Platz, Zeit und Geld spart und die Umwelt schont.

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