Der "Dramen-Fluch" von Stefan Zweig und das tragische Schicksal dreier Theaterlegenden

Stefan Zweigs Werke verbinden sich oft mit faszinierenden Geschichten des Theaters – doch leider auch mit einem scheinbaren Fluch, unter dem einige der talentiertesten Schauspieler ihrer Zeit zu leiden hatten, nämlich Josef Kainz, Adalbert Matkowsky und Alexander Moissi, die alle eine tiefe Verbindung zu Zweigs Dramen hatten und unter tragischen Umständen verstarben.

Stefan Zweigs "Dramen-Fluch"
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29.07.2024

Adalbert Matkowsky: Berlins Königlich preußischer Hofschauspieler

Adalbert Matkowsky, gefeiert als einer der bedeutendsten Shakespeare-Interpreten, erfreute das Publikum in Berlin, St. Petersburg und New York. Seine bedeutende Stellung im Theater wurde durch die Anerkennung als "Königlich preußischer Hofschauspieler" bestätigt. Er sollte in Stefan Zweigs Stück „Thersites“ den „Achill“ spielen und hatte auch schon erfolgreich die Proben absolviert. Doch er starb 1909 – nur 8 Tage vor der Aufführung – an einem Herzschlag.

Josef Kainz: Ein talentierter Interpret mit tragischem Ende

Josef Kainz, ein herausragender Akteur des Wiener Theaters, war bekannt für seine lebendige Darstellung. Er hatte sich direkt an Stefan Zweig gewandt, da er mit zwei Einaktern auf Gastspielreise war und noch einen dritten Einakter bräuchte. Stefan Zweig schrieb den Einakter „Der verwandelte Komödiant“ für ihn und wartete auf Kainz‘ Rückkehr. Doch Josef Kainz war schwer krank zurückgekehrt und sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Er starb wenige Wochen später an Darmkrebs – der zweite Fall von einer Reihe tragischer Ereignisse in Zweigs Theaterkreisen.

Alexander Moissi: Der weltberühmte Star

Alexander Moissi, ein österreichischer Schauspieler mit albanisch-italienischen Wurzeln, genoss zwischen 1910 und 1930 eine Karriere, die ihn zum berühmtesten Schauspieler im deutschsprachigen und internationalen Raum machte. Allmählich entwickelte sich bei Stefan Zweig eine Art Aberglauben, darum lehnte er unter einem fadenscheinigen Vorwand ab, als ihn Alexander Moissi 1931 bat, ihm die Hauptrolle in Stefan Zweigs Stück „Das Lamm der Armen“ zu reservieren. 1935 jedoch teilte Moissi ihm mit, dass der italienische Schriftsteller Luigi Pirandello ein Stück für Moissi geschrieben habe und Pirandello wünsche, dass Stefan Zweig die Übersetzung des Stückes anfertigen solle. Stefan Zweig übersetzte das Stück, doch mussten die Proben verschoben werden, da Alexander Moissi an einer schweren Grippe erkrankt war. Er starb wenige Tage später an einer Lungenentzündung.

Stefan Zweig selbst verarbeitete diese Ereignisse in seiner Autobiographie „Die Welt von gestern“ mit gemischten Gefühlen – das Bewusstsein um den unermesslichen Verlust dieser herausragenden Talente, gepaart mit einem beklemmenden Gefühl, dass die Zusammenarbeit mit ihm für einige der größten Talente seiner Zeit mit fatalen Konsequenzen verbunden war.