Briefmarkensprache: Geheime Botschaften durch Briefmarken-Anordnung

Die Briefmarkensprache ist eine fast vergessene Kunst, verschlüsselte Botschaften durch die Anordnung von Briefmarken auf einem Brief zu übermitteln. Sie erfreute sich von etwa 1870 bis in die 1960er Jahre vor allem unter Liebespaaren großer Beliebtheit - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Belgien, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz.

Briefmarke nach rechts gekippt: "Innige Küsse!"
© Bild von Günter auf Pixabay
07.04.2025

Entstehung und Verbreitung

Ab ca. 1870 war es in Europa weit verbreitet, durch die Platzierung der Briefmarken auf dem Umschlag geheime Nachrichten zu senden. Bald erschienen dazu Anleitungen in Zeitschriften, auf Postkarten und sogar in Buchform. Die Briefmarkensprache wurde so zu einem beliebten Mittel der Geheimkommunikation für Verliebte und Verlobte.

Funktionsweise und Bedeutungen

Normalerweise werden Briefmarken akkurat in die obere rechte Ecke des Umschlags geklebt. Durch Abweichungen von dieser Norm lassen sich bei ein bis zwei Marken etwa 70 Variationen erzeugen, denen bestimmte Bedeutungen zugeordnet sind. Einige Beispiele:

  • Marke nach rechts gekippt: "Innige Küsse!"
  • Marke auf der Seite liegend: "Vergiss mich nie!"
  • Marke verkehrt herum: "Mein Herz gehört dir."
  • Marke diagonal: "Ich liebe dich."

Die genauen Bedeutungen konnten je nach Quelle variieren. Absender und Empfänger mussten sich einig sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Verschiedene Bücher und Heftchen lieferten "Codebücher" mit den Zuordnungen.

Niedergang durch moderne Kommunikation

Mit dem Aufkommen moderner Kommunikationsmittel und dem Rückgang der Briefpost in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet die Briefmarkensprache zunehmend in Vergessenheit. Heute ist sie nur noch wenig bekannt und wird kaum noch praktiziert. Sie bleibt aber ein interessantes Beispiel dafür, wie Menschen schon früh Wege fanden, Botschaften auf kreative Weise geheim zu übermitteln.

Die Briefmarkensprache mag heute kaum noch Verwendung finden. Als charmante Kommunikationsform vergangener Zeiten übt sie aber immer noch einen gewissen nostalgischen Reiz aus. Vielleicht werden findige Zeitgenossen die Tradition ja eines Tages wiederbeleben.